Kinderleicht

Achja…. Was war das Leben doch leicht in den Kindertagen! Unbekümmert begegneten wir Menschen und Situationen, sprachen aus, was wir dachten und lebten abenteuerlustig in den Tag hinein. Mit dem Erwachsen-Sein verloren wir ein Stück dieser im wahrsten Sinne Leicht-Sinnigkeit. Und das macht auch Sinn. Als Erwachsene wären wir fehl am Platz, wenn wir uns ausschließlich in dieser kindlichen Leichtigkeit durch die Welt bewegen würden. Wir wenden uns den notwendigen Aufgaben und Anforderungen des Alltags zu. Die Kleinen erinnern uns dann immer wieder an Eigenschaften, die wir uns zum Teil „aberzogen“ haben und die uns doch so guttun. Wie wäre es, wenn wir sie in einer „erwachsenen Version“ von Zeit zu Zeit in unser Leben zurückholen? Sie schenken sie uns Leichtigkeit und Freiheit.

Ist uns Erwachsenen das Lachen vergangen?

Kinder lachen bis zu 400 Mal am Tag. Wir Erwachsenen nur noch 15-20 Mal. Was ist passiert?
Wir Erwachsenen führen ein hauptsächlich kopfgesteuertes Leben. Wir denken, analysieren, planen und haben Verpflichtungen. Das ist bis zu einem gewissen Punkt absolut notwendig. Denn im Gegensatz zu den Kindern müssen ja auch wir für den Lebensunterhalt sorgen! Doch wenn das dazu führt, dass uns dabei das Lachen mehr oder weniger vergeht, dann ist das doch durchaus bedenklich. Oder wie sehen Sie das? Können Sie sich denn daran erinnern, wann Sie das letzte Mal herzhaft gelacht haben? Und zwar so sehr, dass Sie sich vor Lachen gekrümmt haben?
Falls ja, dann sollten Sie wissen, dass in diesem Moment über 100 Muskeln in Ihrem Körper aktiv waren. Sie haben Ihre Körperzellen mit mehr Sauerstoff versorgt, Verbrennungsvorgänge angekurbelt, Muskeln entspannt und das Herz/Kreislaufsystem angeregt. Einmal ganz abgesehen davon, dass Ihr Gehirn dabei die Produktion der Stresshormone Adrenalin und Cortison gebremst und dafür die Ausschüttung des Glückshormons Serotonin angekurbelt hat. Und wahrscheinlich haben Sie durch Ihr herzhaftes Lachen auch Ihre Immunabwehr gestärkt! Falls Sie sich nicht an ein herzhaftes Lachen erinnern, dann wird es höchste Zeit, etwas zu ändern!
„Das Leben ist eben nicht immer lustig.“, höre ich Sie anmerken. Ja. Da haben Sie recht! Umso wichtiger ist es, dass Sie sich ganz bewusst Lach-Momente in Ihr Leben holen! Nicht umsonst gibt es mittlerweile Angebote für Lachyoga oder Lachtherapien. Doch das geht auch einfacher: Wie wäre es z.B. mal wieder mit einem lustigen Film? Oder einer humorvollen Lektüre? Oder gar einer Lachübung, die Sie nur für sich vor dem Badezimmerspiegel ausführen? Probieren Sie es einfach einmal aus. Denn ganz ehrlich: Lachfalten sind doch tausend Mal schöner als hängende Mundwinkel, oder?

Weniger Vorurteile bitte!

Kinder sind herrlich neugierig, vorurteilsfrei und vorbehaltlos! So sehr, dass wir ihnen beibringen müssen, dass eben nicht alle Menschen von Natur aus freundlich sind. Doch das, was bei Kindern zu stark ausgeprägt ist, das fehlt uns Erwachsenen in großem Maße.
Aus unseren Erfahrungen haben wir gelernt und dies im Unterbewusstsein abgespeichert. Wir haben daraus Ängste und Sorgen entwickelt, die als Schutzfunktion auch ihre Existenzberechtigung haben. Doch muss das ernsthaft dazu führen, dass wir das Gelernte wie eine Schablone über alles Unbekannte legen? Dass wir misstrauisch hinter allem und jedem Gefahr wittern? Ich denke, dadurch vergeben wir uns eine Menge an interessanten Begegnungen.
Wir erziehen Kinder z.B. dazu, von Fremden keine Geschenke anzunehmen. Und das ist gut so! Wir Erwachsenen gehen allerdings soweit, dass wir uns generell schwer tun, Geschenke anzunehmen. Bekommen wir einfach so etwas geschenkt, werden wir misstrauisch, vermuten dahinter eine Erwartungshaltung oder ein schlechtes Gewissen. Überreichen uns Freunde zum Geburtstag ein Geschenk für Summe X, so versuchen wir sicherzustellen, dass auch wir uns bei deren Geschenk nicht lumpen lassen. Kommt Ihnen das bekannt vor? Versuchen Sie doch einfach einmal ganz bewusst, etwas anzunehmen und davon auszugehen, dass der Andere das einfach nur tut, um Ihnen eine Freude zu machen und im Gegenzug nichts dafür erwartet!
Seien Sie mutig! Nähern Sie sich Neuem wieder mit mehr kindlicher Vorbehaltlosigkeit. Und vertrauen Sie dabei Ihrer Intuition. Sie wird Sie warnen, wenn es Zeit wird, auf gelernte Schutzmechanismen zurückzugreifen!

Wir dürfen uns helfen lassen!

Für die Kleinen ist es selbstverständlich, um Hilfe zu bitten und diese dann auch ganz ohne Gegenleistung anzunehmen. Je älter wir werden, desto mehr setzen wir „um Hilfe bitten“ gleich mit „Schwäche zeigen“ und „versagt haben“. Doch ist das wirklich so? Ist es nicht auch eine Form von Stärke zuzugeben, dass man ratlos ist oder dass man an seiner Belastungsgrenze angekommen ist?
Was halten Sie denn von Menschen, die Sie um Hilfe bitten? Sind das in Ihren Augen Versager? Oder setzen Sie diesen harten Maßstab nur bei sich selbst an? Hören Sie doch einmal in sich hinein: Bereitet es Ihnen Freude, anderen Menschen zu helfen und Ihnen Gutes zu tun? Ich vermute, ja, denn wir Menschen wollen gebraucht werden. Sehen Sie es also einfach mal so: Wenn Sie das nächste Mal um Hilfe bitten, dann tun Sie Ihrem Gegenüber möglicherweise sogar einen Gefallen: Er darf sich gebraucht fühlen. Fühlt sich das jetzt besser an für Sie?
Und noch etwas: Hilfe anzunehmen heißt nicht, dass wir eine Gegenleistung erbringen müssen. Ein herzliches „Dankeschön“ oder ein strahlendes, erleichtertes Lächeln sind Anerkennung genug!

„Kindermund tut Wahrheit kund“

Es ist nicht die unverblümte, geradezu gnadenlose kindliche Ehrlichkeit, die alltagstauglich ist. Wir kennen die gesellschaftlichen Konventionen und als empathische Menschen wollen wir unser Gegenüber nicht unnötig verletzen. Doch meinen Sie nicht auch, dass wir ab und zu etwas ehrlicher sein dürften? Ehrlich zugeben, wie es uns geht, wie wir uns fühlen? Dass uns z.B. die Äußerung unseres Partners oder Kollegen verletzt hat? Oder wertschätzend mitteilen, dass wir heute Abend lieber für uns sind und keine Lust auf Besuch haben? Wie wäre es, wenn wir nicht immer in erster Linie Rücksicht auf die Befindlichkeiten unseres Gegenübers nehmen würden?
Ich spreche hier auch von der Ehrlichkeit uns selbst gegenüber. Wie geht es Ihnen gerade? Was brauchen Sie? Was tut Ihnen gut? Raus damit. Teilen Sie sich mit – sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld. Ihre Hoffnung „Er / Sie müsste doch eigentlich wissen, was ich im Moment fühle.“, die geht meist nicht auf. Wie auch? Die Menschen um Sie herum können keine Gedanken lesen. Zum Glück.
Seien Sie es sich selbst wert, sich mitzuteilen.

Sei du selbst!

Kinder fangen unbekümmert an zu tanzen, wenn ihnen die Musik gefällt. Ihnen ist es egal, ob ihre Bewegungen zum Rhythmus der Musik passen. Sie geben ihre Lieblingslieder lauthals und gerne auch in den schiefsten Tönen zum Besten. Sie scheren sich nicht um gesellschaftliche Konventionen und darum, wie andere sie bewerten. Sie folgen ihren Gefühlen und lassen sich vom Leben mitnehmen. Sie sind authentisch!
Auch im erwachsenen Alter tun wir gut daran, uns wenigstens etwas von dieser Freiheit zurückzuholen. Eigentlich ist es doch auch egal, was die anderen über uns denken. Über unseren Tanzstil. Oder darüber, was wir anhaben. Das Wichtigste sollte sein, dass wir uns in unserer Haut wohlfühlen. Die, die Sie belächeln, sind höchstwahrscheinlich nur neidisch. Einfach, weil sie sich diese Freiheit nicht erlauben. Singen Sie laut und gerne auch falsch. Und ja, Sie können das auch unter der Dusche tun. Dort, wo keiner Sie hört. Nur lassen Sie es raus.
Gönnen Sie sich diese Momente des Kindseins. Folgen Sie Ihren Gefühlen und bitten Sie den Verstand, sich für einen Moment einfach einmal nicht einzumischen. Es tut so gut. Es macht frei.

Das Leben findet hier und jetzt statt!

Kleine Kinder grübeln nicht über die Vergangenheit nach und sie planen nicht. Wir Erwachsenen dagegen verschwenden viel Zeit damit, Vergangenes zu bedauern, (vermeintlich) Zukünftiges zu fürchten und Gedanken über Unabänderliches nachzuhängen. Und dabei vergessen wir den Moment, das Hier und Jetzt, das Leben!
Ich will nicht behaupten, dass wir komplett ohne Planung durchs Leben marschieren sollten oder, dass das kritische Hinterfragen vergangener Aktionen sinnlos sei. Nein! Wir brauchen all das, um weiser zu werden und um uns weiter zu entwickeln. Doch wir dürfen uns auch an dem Moment erfreuen und sowohl Vergangenheit als auch Zukunft ruhen lassen. Das schafft Leichtigkeit, Freiheit und innere Ruhe! Und wenn wir ehrlich sind: Dieser Moment. Hier. Jetzt. Wenn Sie diese Zeilen lesen… das ist gerade IHR Leben. Das Vorher ist vorbei. Das Nachher noch nicht da. Machen Sie das Beste aus dem Jetzt!

Träumen Sie wieder groß!

Für Kinder ist die Welt ein großer Abenteuerspielplatz, den sie neugierig erkunden. Sie lassen sich ungern von den Großen erklären, wozu sie in der Lage sind und was sie nicht können. Sie lassen sich ihre Träume nicht einfach ausreden! Wir Erwachsenen haben nun schon gelernt, dass eben nicht alles möglich ist, dass nicht alles Sinn macht und, dass unsere Kapazitäten begrenzt sind. Nur glauben wir leider zu oft, dass etwas nicht geht, nur weil andere es nicht geschafft haben.
Wenn wir groß träumen, dann wird uns von unserer Umwelt häufig gespiegelt, dass das aus dies oder jenen Gründen nicht klappen kann. Oder dass wir größenwahnsinnig sind, weil wir daran glauben. Nur woher wollen die anderen denn wissen, wozu wir selbst in der Lage sind?
Wo ist diese Ausdauer und dieser unbändige Wille geblieben, den wir alle aufbringen mussten, um laufen zu lernen? Das Hinfallen war kein Scheitern sondern eben ein weiterer Schritt auf dem Weg zum Ziel. Heute haben die meisten von uns große Angst vor dem Scheitern und verzichten deshalb lieber darauf, es überhaupt zu versuchen. Ich bin der Meinung, dadurch vergeben wir uns manche große Chance.
Daher mein Appell an Sie: Einfach mal machen. Neugierig an die Sache herangehen. Und sollte es am Ende nicht klappen, dann haben Sie es wenigstens versucht. Denn Eines scheint klar: Wir bereuen meist nur das, was wir nicht versucht haben!
Haben Sie Lust bekommen, sich ab und an etwas kindliche Leichtigkeit zu schenken? Ich bin gespannt, was Sie erzählen…